IAJO – International Archives for the Jazz Organ

Seit 15 Jahren im Internet

pdf[1](erschienen 09/2011)

 

Jürgen Wolf mit Alberto Marsico und Joey DeFrancesconcesco
Jürgen Wolf mit Alberto Marsico und Joey DeFrancesco

Jürgen Wolf hatte ein gutes Timing, als er 1996 seine Web Site zum Thema „Jazz Organ“ startete, denn zu der Zeit begann eine Renaissance der Orgel im Jazz, die bis heute anhält. Es fing klein an mit 20 Seiten, die auf Deutschland fokussiert waren.

Heute hat die Web Site der „International Archives for the Jazz Organ“ (www.iajo.org) IAJO1über 2.000 Seiten und enthält Musik und Informationen über Hunderte von Musikern und Aufnahmen aus der ganzen Welt. Dabei ist das Thema nicht auf die wohlbekannte Hammond B-3 beschränkt, sondern umfasst genauso Pfeifenorgeln und die vielen elektronischen Instrumente, die den Transport für Musiker im Vergleich zur sperrigen, schweren Hammond so erleichtern.
Der Rheinländer Jürgen Wolf hatte schon als Jugendlicher Orgel-Unterricht und spielt heute noch Kirchenorgel in Gemeinden in und um Köln. Doch die Jazz-Begeisterung kam erst etwas später: „Mit 18, 19 erlebte ich die ersten Jazz-Konzerte. Meine Begeisterung für die Orgel im Jazz wurde durch Jimmy Smith ausgelöst.“ Beruf und Familie erforderten dann lange seine ganze Aufmerksamkeit, bevor er sich ab Anfang der 90er Jahre wieder intensiver mit der Orgel im Jazz beschäftigte. „Ich wollte meine immer größer werdende Sammlung von Musik und Informationen einem größeren Publikum zugänglich machen. Die zunehmende Verbreitung des Internet bot da eine gute Möglichkeit.“ So steckte er im Laufe der Zeit enorm viel Arbeit in den Aufbau der Seiten, die heute die weltweit wohl umfangreichste Web Site zum Thema Jazz Organ darstellen und von 15.000 Besuchern pro Monat mit 100.000 Seitenzugriffen frequentiert werden. Rückschläge blieben dabei nicht aus.

So stellte Wolf die über mehrere Jahre vergebene Auszeichnung zum „Organist of the Month“ 2007 ein, weil ihm einige der zur Auszeichnung vorgesehenen Musiker trotz mehrfacher Aufforderung nicht die notwendigen Informationen lieferten. Aber das sind Ausnahmen. Die überwiegende Mehrzahl der Jazz Organisten schätzt die IAJO als spezialisierte kostenlose Marketing-Plattform, die sie gern mit der Zusendung von CDs und Informationen unterstützen. Jürgen Wolf bezieht seine Motivation nicht zuletzt aus diesem Zuspruch: „Im Laufe der Jahre ist ein internationales Netzwerk entstanden, aus dem sich viele Freundschaften entwickelt haben.“ Nicht nur Musiker, sondern auch Fans dieser Musik helfen, indem sie Informationen aus ihren Ländern liefern oder lokale Musiker auf die Web Site aufmerksam machen. Jürgen Wolf: „Ein wichtiges Anliegen ist mir heute, gerade Nachwuchs-Organisten eine Plattform zu bieten, auf der sie ihre Bekanntheit steigern können.“ Dabei hat er immer auf völlige Unabhängigkeit und Nicht-Gewinnorientierung geachtet. Das Archiv umfasst heute Tausende von Tondokumenten zum Thema, die auf der Web Site dokumentiert sind. Kopien davon gibt Jürgen Wolf aber aus urheberrechtlichen Gründen grundsätzlich nicht an Interessenten. „Alle MP3 Samples auf der Web Site sind vom jeweiligen Musiker authorisiert. Dabei nehme ich nur komplette Songs, keine Ausschnitte.“ Mit solcher Konsequenz will Jürgen Wolf Archiv und Site fortführen. Dabei macht sich der Mitt-60er Gedanken über die weitere Zukunft: „Ich denke schon darüber nach, wer das mal weitermachen kann, wenn ich die Arbeit nicht mehr schaffen sollte.“

Hans-Bernd Kittlaus