Lifecycle of a Star 2012

Lifecycle of a Star
Improvisation an der Schule

pdf[1](erschienen 02/2012)

 

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© Gerhard Richter 2012

 

„Jazz an die Schulen!“ – diese regelmäßig erhobene Forderung, zuletzt etwa von Julia Hülsmann, der Pianistin und Vorsitzenden der UdJ (Union deutscher Jazzmusiker), wird dann letztlich doch meist nur auf Basis der Initiative und des Engagements einzelner umgesetzt. Im Falle der Gesamtschule Köln-Rodenkirchen übernahm diese Rolle der Mathematiklehrer Gerhard Richter, in seiner Freizeit Jazz-Fan und Fotograf, u.A. für das Jazz Podium. Er stellte den Kontakt her zu den Kölner Musikern Jens Düppe, Komposition, Filippa Gojo, Gesang, und Axel Lindner, Geige, die als Dozenten fungierten. Er suchte und fand Mitstreiter für das Projekt innerhalb der Schule, nicht zuletzt Schulleiter Ralph Kuhn, und überzeugte externe Spender.

Das Projekt begann Anfang September 2012 unter Mitwirkung von 20 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 11 bis 13, die sich freiwillig angemeldet hatten und an bis zu neun Probenterminen zusätzlich zu ihren Stundenplänen teilnahmen. Jens Düppe brachte als Basis seine Suite „Lifecycle of a Star“ ein, deren sieben Sätze den physikalische Lebenszyklus eines Sterns zum Thema haben. Dabei war es nicht das Ziel, eine ausgeschriebene Komposition aufzuführen, sondern die Suite diente als Grundlage für Improvisation. Die diesen Lebenszyklus beherrschenden Urgewalten verlangten geradezu nach expressiven Ausdrucksformen. Ganz nebenbei lernten die Schüler noch einiges über Astrophysik. Eine natürliche Erweiterung des Projekts ergab sich durch Einbeziehung eines Kurses der Jahrgangsstufe 10, der eine Videoprojektion zur Musik entwickelte, sowie eines Improvisationstanzprojekts der Jahrgangsstufe 9 unter Leitung der Tanzpädagogin Sonia Franken. So konnten sich Schüler auf vielfältige Art in das Projekt einbringen, als Sänger oder Instrumentalmusiker, als Tänzer, als Sprecher oder als Videokünstler.

Jens Düppe, der bekannte Jazz-Schlagzeuger, der in Köln seine eigene Konzertreihe „Kommunikation 9“ kuratiert, war hier primär als Musikpädagoge involviert. Er meinte zum Projektinhalt: „Das kommunikative Element der Improvisation birgt ein enormes Potential zu einer intuitiven Auseinandersetzung mit Musik … Musik ist Sprache ohne den lästigen Ballast der Semantik. In ihr spiegelt sich die Essenz des Gesprächs. Zuhören und verstehen.“

Am Abschlusskonzert am 22. November waren schließlich über 60 Schüler beteiligt, die auf beeindruckende Weise und mit großem Engagement eine gelungene Multimedia-Show darboten. Auch wenn einzelne Schülerinnen und Schüler mit besonderen Talenten hervorstachen, war der Erfolg doch zuvorderst ein Gruppenerfolg. Schulleiter Ralph Kuhn sprach mit seinen Lobesworten am Ende des Konzerts dem begeistert applaudierenden Publikum aus dem Herzen.

Hans-Bernd Kittlaus