Wolfgang Schlüter + NDR Big Band
Visionen
Skip Records SKP 9112-2
Ein anderer berühmter Hamburger sagte mal, wer Visionen habe, solle zum Arzt gehen. Die Visionen seines Mit-Hamburgers Wolfgang Schlüter kann er nicht gemeint haben. Nach 60 Jahren in der Jazz-Welt kann der 78-jährige erblindete Vibraphonist noch immer Funken versprühen, so etwa im Opener „Albert“, seiner Homage an Albert Mangelsdorff. Da reißt er die glänzend aufgelegte NDR Big Band förmlich mit und inspiriert Pianist Boris Netsvetaev (u.a. Hammer Klavier Trio) und Tenorsaxofonist Sebastian Gille zu ausdrucksstarken Solos. Die Arrangements von Jörg Achim Keller und Wolf Kerschek lassen die sechs Kompositionen Schlüters ebenso gut klingen wie die beiden Standards „Cherokee“ und „Donna Lee“. Vielleicht ist die überaus inspirierte Performance von Schlüter und Big Band ein wechselseitiges Dankeschön für die 30 Jahre von 1965 bis 1995, in denen Schlüter zum Ensemble gehörte. Jedenfalls bieten diese auch tontechnisch exzellenten Aufnahmen dem Zuhörer ein Vergnügen bis zum letzten Titel, dem Titelsong „Visionen“, von denen Schlüter hoffentlich noch viele haben wird.
Hans-Bernd Kittlaus 01.09.12
