Simon Nabatov Trio: Picking Order

Simon Nabatov Trio
Picking Order
Leo Records CD LR 765

Meisterpianist Simon Nabatov hat ein neues Trio geformt, und dies ist die erste Aufnahme mit Bassist Stefan Schönegg und Schlagzeuger Dominik Mahnig. Das Trio tastet sich vorsichtig in den ersten Titel “Fill in the Blanks“ hinein. Dann nimmt die Intensität zu bis hin zu einigen brachialen Klavierklängen, mit denen Nabatov ein Ausrufungszeichen setzt, bevor eine pointillistische Improvisation beginnt. Über fast 19 Minuten erzählt das Trio eine jederzeit spannende Geschichte. Die hat eine musikalische Struktur, eine Dramaturgie, und doch bleibt den drei Protagonisten viel Raum zur freien Improvisation. Nabatov hat seinem Trio sieben recht unterschiedliche Kompositionen auf den Leib geschrieben. “Aria“ lehnt schon vom Titel her an Nabatovs klassischen Musikhintergrund an, auch hier wieder mit ausgeprägten Dynamikwechseln, dumpfen Trommeltönen Mahnigs und rasenden Läufen Schöneggs. Nabatov ist erster unter Gleichen, aber seine jungen Mitstreiter stehen ihm nicht nach in ihrem Ideenreichtum. “Growing a soul patch“ – sich ein Seelenpflaster wachsen lassen – startet mit Schöneggs schräg schönem Streichen des Basses, dann mischt Mahnig Beckenklänge dazu, Nabatov schlägt dunkle Töne an, und plötzlich mündet das Ganze in ein swingendes Trio-Spiel in bester schwarzer Jazz Tradition mit deutlicher Blues-Fundierung. Nabatov möchte sich, seine Mitmusiker und seine Zuhörer überraschen. Und das gelingt ihm auf dieser CD, vorzüglich aufgenommen und gemastert von Christian Heck und Stefan Deistler im Kölner Loft, ein ums andere Mal exzellent. Ein Kandidat für die Bestenliste 2016 im Bereich der improvisierten Musik.

Hans-Bernd Kittlaus 25.09.16