Alan Broadbent
Heart to Heart
Chilly Bin Records 0004
Der gebürtige Neuseeländer Alan Broadbent, der schon mehr als 45 Jahre in USA lebt, zählt sowohl als Pianist wie auch als Arrangeur zur ersten Liga des Jazz – Arrangeur und Dirigent für Diana Krall oder Natalie Cole, langjähriger Pianist in Charlie Haden’s Quartet West, eine Vielzahl von Veröffentlichungen unter eigenem Namen, zwei Grammies und weitere Nominierungen. Solo hat er allerdings wenig Einspielungen gemacht, die letzte 1991 in Concord’s Maybeck Recital Hall Serie. Umso erfreulicher dass mit „Heart to Heart“ eine weitere erscheint, aufgenommen im August 2012 vor Publikum in Portland, Oregon. Auch als Pianist hat Broadbent einen orchestralen Ansatz, er kann das Klavier ähnlich gewaltig zum Klingen bringen wie McCoy Tyner in seiner besten Zeit, aber weniger perkussiv, sondern mehr von der europäischen Klassik geprägt. Der Arrangeur in ihm sorgt dafür, dass seine Interpretationen schöne Spannungsbögen wie auch Dynamikwechsel haben. So sieht man förmlich einen Film vor sich, wenn Broadbent Ornette Coleman’s „Lonely Woman“ als eine dramatische Geschichte interpretiert. Seine Technik stellt er nie in den Vordergrund, aber sie kann doch verblüffen, etwa in der völligen Unabhängigkeit von linker und rechter Hand in „Love is the Thing“. Diese CD gibt einen appetitanregenden Vorgeschmack auf Broadbent’s Live-Auftritte in Deutschland im Herbst.
Hans-Bernd Kittlaus 01.05.13