Wynton Marsalis
Blood On the Fields
Arthaus Musik 109214
George Shearing
Lullaby Of Birdland – The Shearing Touch
Arthaus Musik 109216
Die beiden vorliegenden jetzt wiederveröffentlichten Video-Dokumentationen sind zwei höchst einflussreichen Jazz-Musikern gewidmet. „Blood On the Fields“ porträtiert den Trompeter Wynton Marsalis im Jahre 1995 und ist nach Marsalis‘ Opus Magnum benannt, seinem bis heute besten kompositorischen Werk, für das er später den Pulitzer-Preis bekam. Der Film von Susan Shaw zeigt zwar Ausschnitte aus den Studio-Aufnahmen von „Blood On the Fields“ (erschien 1997 als 3-CD-Box bei Columbia), aber im Vordergrund steht Marsalis als Person, der sehr offen über seine Familie und sein Verständnis von Jazz spricht, und über den Mitmusiker wie Eric Reed und Herlin Riley und Bruder Delfeayo Marsalis Aussagen machen. Das Ganze ist recht wortlastig mit Musikausschnitten eher zur Erläuterung und Untermalung, aber auch aufschlussreich, gibt es doch Einblick in das Denken des langjährigen Leiters von Jazz at Lincoln Center. „Lullaby Of Birdland“ porträtiert den blinden Pianisten Shearing mehr im historischen Ablauf. Der Engländer war vermutlich der erste europäische Jazz-Musiker, der schon in den 1940er Jahren nach New York zog und mit seinem Quintett und seinen charakteristischen Block-Akkorden bald zum großen Star wurde. Nebenbei schuf er mit „Lullaby Of Birdland“ schon 1952 einen bis heute vielgespielten Jazz Standard. Später war er nicht nur als Solist und Bandleader gefragt, sondern auch als Begleiter von Sängern wie Nat King Cole, Peggy Lee und Nancy Wilson in der 50er Jahren bis zu Mel Tormé und Joe Williams in den 80er und 90er Jahren. Der Film von Jill Marshall aus dem Jahre 1994 zeigt Shearing als humorvollen Gesprächspartner wie auch als Meisterpianisten von verblüffender Virtuosität und Vielseitigkeit. Er starb 2011 im Alter von 91 Jahren.
Hans-Bernd Kittlaus 30.03.16