Martial Solal: My One and Only Love

Martial Solal
My One and Only Love – Live at Theater Gütersloh
Intuition INTCHR 71327

Die Betätigung als Jazz Pianist scheint die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass Menschen sehr alt werden und lange produktiv bleiben. Beispiele sind Hank Jones, Dick Hyman und – auf vergleichbar hohem Niveau – Martial Solal. 2017 wurde der in Algerien geborene Franzose 90, doch das merkt man weder seinem Spiel noch seinen Ansagen in diesem Solo-Live-Konzert an, das im November 2017 in Gütersloh als letztes Konzert der Reihe „European Jazz Legends“ aufgenommen wurde. Sein Medley von Ellington Hits sprudelt über vor kreativen harmonischen Substitutionen, seine Komposition „Coming Yesterday“ zeigt ihn als wahrhaft zweihändigen Pianisten, für den Geschwindigkeit keine Hexerei ist. Zweimal improvisiert er witzig über „Sir Jack“, besser bekannt als „Frère Jacques“. Sein Programm vermischt locker amerikanische Standards mit Mozart, ohne dass das irgendwie aufgesetzt wirkt. Meisterhaft geraten seine achtminütige Interpretation der Ballade „Body and Soul“ ebenso wie das funkelnde „Tea for Two“, das man heute nur noch selten hört. Die CD präsentiert eine sehr lebendige Legende bei der Arbeit.

Hans-Bernd Kittlaus 28.03.18