Marshall Gilkes + WDR Big Band
Köln
Alternate Side Records ASR 008
Der New Yorker Posaunist Marshall Gilkes spielt nicht nur seit vielen Jahren im Maria Schneider Orchestra, sondern gehörte auch der WDR Big Band vier Jahre von 2009 bis 2013 an. Auf eigenen Wunsch beendete er seine Arbeit in Köln, nicht zuletzt um mehr Zeit für seine New Yorker Familie zu haben. Zum Abschied spielte er die vorliegende CD mit der WDR Big Band im Januar 2014 ein und betitelte sie schlicht mit „Köln“. Sie beginnt mit dem Standard „My Shining Hour“ von Harold Arlen und Johnny Mercer, den Gilkes zu einem gelungenen Solo nutzt. Schon hier zeigen sich sein weicher biegsamer Ton und melodischer Einfallsreichtum. Letzterer prägt auch die sieben Eigenkompositionen, die den Rest der CD ausmachen. Darin gibt er seinen (ehemaligen) Band-Kollegen viel solistischen Raum, er selbst tritt nur noch zweimal solistisch auf. Posaunist Ludwig Nuss und Altsaxofonist Johan Hörlen klingen inspiriert in „4711 Special“, die Saxofonisten Karolina Strassmayer und Paul Heller prägen mit ihren expressiven Solos das rhythmus-betonte „End in Sight“. Das beeindruckende solistische Potential der Big Band wird auch deutlich, wenn Pianist Frank Chastenier in „Mary Louise“ gefühlvoll in die Tasten greift, oder Bassist John Goldsby in „Plant Based“ als Melodiker agiert. Der New Yorker Gastsolist Michael Rodriguez erweist sich als Gilkes‘ Bruder im musikalische Geiste, stellt er doch seine Beiträge in „Plant Based“ und „Mary Louise“ ganz in den Dienst von Melodie und orchestralem Klang. Marshall Gilkes hat seine ältere Komposition „Edenderry“ langsam und getragen arrangiert, was der Schönheit seines Posaunenklangs umso mehr Aufmerksamkeit verschafft. Den Abschluss der CD gestaltet Gilkes wiederum als Solist mit „Downtime“ und demonstriert nachdrücklich, welch großen Verlust sein Weggang für die WDR Big Band bedeutet.
Hans-Bernd Kittlaus 03.02.15