Gerry Mulligan Sextet: Legends Live; Jazzhaus 101701

Gerry Mulligan Sextet
Legends Live

Jazzhaus No. 101700

 

 

 

 

 

 

Art Blakey and the Jazz Messengers

Legends Live

Jazzhaus No. 101701

 

 

 

 

 

 

Cannonball Adderley Quintet
Legends Live

Jazzhaus No. 101702

 

 

 

 

 

 

Duke Ellington Orchestra
Legends Live

Jazzhaus No. 101703

 

 

 

 

 

 

Benny Goodman Orchestra feat. Anita O’Day
Legends Live

Jazzhaus No. 101704

 

 

 

 

 

 

Es ist seit langem bekannt, dass in den Archiven der deutschen Rundfunk- und Fernsehanstalten sagenhafte Schätze der Jazz-Geschichte ruhen, die nur selten und sehr selektiv erneut ausgestrahlt werden. Nachdem der WDR in den letzten Jahren schon einige ältere Aufnahmen der WDR Big Band auf CD hat veröffentlichen lassen, öffnet jetzt auch der SWR (vormals SDR und SWF) seine Schatztruhe. Dazu wurde gemeinsam mit dem renommierten Arthaus Verlag ein neues Label namens Jazzhaus gegründet, eine nachvollziehbare, aber unglückliche Namenswahl, da es schon zwei Labels mit diesem Namen gibt, JazzHausMusik in Köln und jazzhaus records in Freiburg. Die ersten fünf CDs sind jetzt erschienen.

In der Reihe Legends Live sind Aufnahmen von kleinen Gruppen versammelt. Gerry Mulligan stellte 1977 in der Stuttgarter Liederhalle das Sextett u.a. mit Vibraphonist Dave Samuels vor, mit dem er ein Jahr zuvor seine Studio-CD „Idol Gossip“ eingespielt hatte. Sein eleganter Sound auf dem Baritonsaxofon wird von der guten Band bestens unterstützt und erstrahlt in bekannten Titeln wie „For an Unfinished Woman“ oder „Line for Lyons“. Art Blakey brachte 1978 eine Besetzung seiner Jazz Messengers nach Untertürkheim, die ungewöhnlich modern klang. Das lag nicht nur an den Eigenkompositionen von Tenorsaxofonist David Schnitter, Altsaxofonist Bobby Watson und Pianist James Williams, sondern die Band mit dem exzellenten Trompeter Valery Ponomarev gab auch alten Schlachtrössern wie „Body & Soul“ und „Moanin’“ einen moderneren Anstrich, ohne die Hardbop Tradition zu verleugnen. 1969 markierte die Schlussphase des Cannonball Adderley Quintet mit Trompetenbruder Nat und Pianist Joe Zawinul, der kurze Zeit später mit Weather Report an einem neuen Kapitel der Jazz-Geschichte schreiben sollte. Die Aufnahme aus der Stuttgarter Liederhalle zeigt die Band als dem Soul Jazz verhaftet („Work Song“), aber auch offen für neuere Klänge, etwa in Zawinuls „Rumpelstiltskin“. In der Reihe Bigbands Live wird ein Konzert der Ellington Band aus der Stuttgarter Liederhalle 1967 veröffentlicht, noch einmal in einer echten Allstar-Besetzung mit Cat Anderson, Cootie Williams, Johnny Hodges, Harry Carney, Russell Procope und Jimmy Hamilton, bevor Ellington in den Folgejahren zunehmend auf weniger bekannte Musiker zurückgreifen musste. Die genannten Band-Mitglieder waren es auch, die das Konzert als Solisten über den Durchschnitt hoben. Benny Goodman umgab sich in Freiburg 1959 mit einigen moderneren Musikern wie Flip Phillips und Jerry Dodgion, die er aber wie bei ihm üblich in sein traditionelles musikalisches Gefüge zwang. Selbst Anita O’Day findet sich in der Rolle der Bandsängerin der 40er Jahre. Goodman’s Klarinette wie auch die Arrangements klingen perfekt, auch wenn diese Musik schon 1959 nicht mehr zeitgemäß war. Insgesamt ist es erfreulich, mittels dieser tontechnisch exzellenten Aufnahmen in alte Jazz-Zeiten eintauchen zu können. Man darf auf die nächsten Veröffentlichungen des Jazzhaus Labels gespannt sein.

Hans-Bernd Kittlaus 26.12.11