Dianne Reeves: Beautiful Life

Dianne Reeves

Beautiful Life

Concord

Selbst für eine Sängerin vom Kaliber einer Dianne Reeves ist es nicht leicht, über Jahrzehnte immer wieder neue Ideen für überzeugende CDs zu entwickeln. Nachdem ihr Vertrag mit Blue Note nach mehr als zwanzig Jahren und vier Grammy-Gewinnen endete, ließ sie sich fünf Jahre Zeit, die sie mit Projekten wie einem Tribute an Nina Simone mit Lizz Wright (leider bis heute nicht auf CD) und Terri Lyne Carrington’s Mosaic Projekt füllte. Jetzt erscheint diese neue CD auf dem Concord Label – und das Ergebnis zählt nicht zu ihren stärksten. Das liegt sicher nicht an Miss Reeves’ Stimme oder ihren musikalischen Qualitäten, die vergleichbar sind mit großen Sängern wie Ray Charles oder Nina Simone, bei denen die Faszination auch bei schrecklichsten Arrangements nicht verloren ging. Ähnlich verhält es sich mit dieser CD, die mit Marvin Gaye’s „I want you“ in einer seicht-poppigen Aufbereitung beginnt. Der kürzlich verstorbene Keyboarder George Duke, Cousin von Dianne Reeves, begleitet sie in „Feels so good“ ähnlich belanglos. Pianist Robert Glasper gestaltet Fleetwood Mac’s „Dreams“ etwas spannender, Terri Lyne Carrington’s „Satiated“ bringt ein gelungenes Soul-Duett mit dem zurzeit omnipräsenten Sänger Gregory Porter. Esperanza Spalding’s „Wild Rose“ lebt nur von Miss Reeves’ ansprechender Interpretation. Die Highlights der CD kommen mit dem melancholisch getönten Standard „Stormy Weather“ und vor allem mit „Tango“, einer wortlosen weltmusikalischen Improvisation, in der die majestätische Schönheit und Kraft der Stimme Dianne Reeves’ im Mittelpunkt steht.

Hans-Bernd Kittlaus 28.09.13