Marcus Strickland: Of song

Marcus Strickland

Of song

Criss Cross Jazz 1314 CD

Drummer E.J. und Saxofonist Marcus Strickland sind eineiige Zwillinge. Auch mit 30 machen sie noch sehr viel gemeinsam, zum Beispiel die drei vorliegenden CDs, von denen zwei auf ihrem eigenen Label erschienen sind. „In this day“ enthält 14 Eigenkompositionen von E.J. und wurde von Ravi Coltrane produziert, der aber nicht mitspielt. Neben Bruder Marcus an Sopran- und Tenorsaxofon ist Altsaxofonist Jaleel Shaw dabei, Marcus’ Nachfolger im Roy Haynes Quartett. Pianist Luis Perdomo gibt der Musik eine erdige Note als willkommenes Gegengewicht zur postmodernen Abstraktion der Kompositionen. „Of song“ zeigt Marcus’ Vorliebe, sich Songs aus anderen Musikbereichen anzueignen. Das reicht von Jacques Brels „Ne me quitte pas“ über Bob Marleys „Is this love?“ bis zu James Browns „It’s a man’s man’s world“. Daraus macht er ein in sich stimmiges Gesamtwerk, das mehrfaches Hören erfordert, um die Feinheiten seines Spiels zu ergründen. Vor allem sein Sopran-Sound begeistert. Während Pianist David Bryant eher blass bleibt, bildet der junge Bassist Ben Williams hier wie auch auf „Idiosyncrasies“ gemeinsam mit E.J. ein exzellentes Rhythmus-Gespann. Auch auf der dritten CD greift Marcus neben Eigenkompositionen auf Pop Songs zurück, etwa Björks „Scatterheart“, und verwandelt sie in Jazz, der in dieser Trio-Formation ohne externen Produzenten abstrakter, freier und etwas wilder rüberkommt.

Hans-Bernd Kittlaus 01.10.09