Thelonious Monk Quartet / Martial Solal Trio
Jazzline N 77 009
Der WDR setzt seine Veröffentlichungen von historischen Radioaufnahmen mit zwei sehr unterschiedlichen CDs fort. Die Wiener Tastenvirtuosen Gulda und Zawinul traten im Mai 1988 zusammen mit der WDR Big Band unter Jerry van Rooyen in der Kölner Philharmonie auf. Das beginnt sehr klassisch im Duo mit Johannes Brahms’ Variationen über ein Thema von Joseph Haydn, in dem sich die beiden Pianisten gekonnt die Bälle zuwerfen und die Grenzen zwischen Geschriebenem und Improvisation fließend sind. Während Gulda immer an dieser Schnittstelle zwischen Klassik und Jazz verortet wurde, steckte Zawinul nach 15 Jahren Weather Report in der Jazz Rock Schublade und überraschte mit diesem Auftritt. Bei Guldas Walzer „Variations for Two Pianos and Band“ steigt die WDR Big Band, u.a. mit Mel Lewis am Schlagzeug, ein, bevor die CD mit Zawinuls „Volcano for Hire“ jazzig endet. Das Monk Quartet wurde 1961 in Berlin live aufgenommen. Die drei Titel, darunter eine Langversion von „Rhythm-a-ning“, bieten einen eher durchschnittlichen Auftritt von Monk, der recht kontroverse Diskussionen in der deutschen Jazz-Szene auslöste. Der französisch-algerische Pianist Martial Solal brachte 1959 sein Trio mit Bassist Oscar Pettiford und Schlagzeuger Kenny Clarke in die Grugahalle Essen. Vor ihm war bereits Oscar Peterson aufgetreten, was Solal besonders angespornt haben musste. Angetrieben vom immens swingenden Pettiford und den elegant gesetzten Akzenten Clarkes fegte Solal virtuos und abwechslungsreich über die Tasten mit Tadd Damerons „The Squirrel“ als Höhepunkt. Auf zwei Titeln gesellte sich Lucky Thompson mit seinem Sopransaxofon zu dem Trio und veredelte den Standard „Yesterdays“ mit sehr gefühlvollem Spiel.
Hans-Bernd Kittlaus 23.04.12