Lucas Leidinger
Trio & Strings
KLAENG records 017
(zu beziehen unter KLAENG records)
Viele Jazz-Musiker, vor allem Pianisten, träumen davon, wenigstens einmal eine Aufnahme mit Streichern zu machen. Wahrscheinlich eine Spätwirkung der klassisch geprägten Ausbildung. Wenn der Traum denn überhaupt je realisiert wird, geht es leider oft schief – nicht so hier. Der Kölner Pianist und Komponist Lucas Leidinger hat sein großes Talent schon bei vorherigen Aufnahmen gezeigt. Für die vorliegende CD hat er seinem Trio mit Bassist Matthias Nowak und Schlagzeuger Etienne Nillesen das Alinde Quartett hinzugefügt, ein preisgekröntes klassisches Streichquartett mit jungen Musikern, die die Offenheit haben, sich auf das Wagnis der Zusammenarbeit mit Jazz-Musikern einzulassen. Komponist Leidinger schrieb für dieses Projekt neun Kompositionen mit überwiegend ausgeschriebenen Teilen für das Streichquartett und partiell ausgeschriebenen Teilen, aber auch genügend Freiraum zur Improvisation für das Jazz Trio. Dabei dienen die Streicher nicht bloßer atmosphärischer Verzierung. Sie spielen oft ausdrucksstarke mehrstimmige Melodien, die vom Trio rhythmisch unterlegt werden, so etwa gleich zu Beginn in “Garden’s Gate“. Anschließend improvisiert das Trio, während die Streicher zunächst aussetzen, dann wiederholt ein kurzes Motiv spielen, das man im Jazz vielleicht als Riff bezeichnen würde. Das fließt alles sehr stimmig und organisch ineinander. “Nordwind“ beginnt mit einer wunderschönen dreistimmigen Streichquartett Passage, dann setzt das Trio ein mit Leidingers perlenden Tonkaskaden über Nowaks wohlgesetzten tiefen Tönen und Nillesens luftiger Beckenarbeit. “One Way Circus“ ist eine sehr originelle Komposition, die die Streicher zum rhythmischen Zupfen und ungewöhnlichen gestrichenen Tönen verleitet. Die CD erweist sich in Komposition und Ausführung als eine Meisterleistung aller Beteiligten und hat sicher wesentlich dazu beigetragen, dass Leidinger gerade mit dem diesjährigen Will-Stipendium für junge Jazz-Musiker der Stadt Köln ausgezeichnet wurde.
Hans-Bernd Kittlaus 01.11.16
