Grégoire Maret
eOne Music 233539
Die chromatische Mundharmonika im Jazz wird seit Jahrzehnten mit dem Belgier Toots Thielemans gleichgesetzt. Der ist gerade 90 geworden und noch immer verblüffend brilliant, wie er auf der vorliegenden CD bei seinem Gastauftritt in „O amor e o meu pais“ unter Beweis stellt. Gleichzeitig gibt er damit seinem jungen Kollegen Grégoire Maret den Ritterschlag. Maret’s Mundharmonika-Klang ist etwas härter und kälter als Thielemans’, was aber auch seinen Reiz hat, so etwa in „Lucilla’s Dream“ gleich zu Beginn der CD. Zwei ausgedehnte Suiten, eine davon von Maret mit Kinderstimmen inszeniert, erscheinen überambitioniert, aber insgesamt bietet die CD eine Menge guter Musik, nicht zuletzt dank so verlässlicher Mitstreiter wie Pianist Federico Pena, Bassist James Genus und den Schlagzeugern Clarence Penn oder Jeff Tain Watts. Gastsolisten wie Bassist Marcus Miller und die Sänger Raul Midon und Cassandra Wilson, in deren Band Maret schon seit längerem spielt, zeigen den hohen Anspruch des Labels eOne, auf dem auch Cassandra Wilson ihre nächste CD herausbringen wird. Maret, der gebürtige Schweizer mit afroamerikanischer Mutter aus New York, schließt diese abwechslungsreiche CD im Duo mit dem japanischen Pianisten Makoto Ozone begleitet von einem Streichorchester stimmungsvoll ab.
Hans-Bernd Kittlaus 30.05.12