David Murray Black Saint Quartet
Live in Berlin
Jazzwerkstatt JW035 (CD)
Jazzwerkstatt JW2002 (DVD)
David Murray gehört zu den meistaufgenommenen Jazz-Musikern der letzten Jahrzehnte. Und doch gelingt es ihm noch immer, aufregendes Neues vorzulegen. Seine CD „Sacred Ground“ (Justin Time) wurde 2007 gefeiert als eines seiner besten Werke, jetzt kommt mit dieser Aufnahme vom November 2007 die Live-Version, noch eindrücklicher, noch spiritueller. CD und DVD enthalten die gleichen fünf Songs, wobei die Bilder der DVD die ernste Entschlossenheit der Gruppe unterstreichen. Mit diesem Black Saint Quartet besinnt sich Murray zurück auf den spirituellen Kern seiner Black Music. Danach hat er offensichtlich auch seine Mitmusiker ausgesucht. Sein langjähriger Pianist Lafayette Gilchrist hat diese spirituelle Basis ebenso wie Bassist Jaribu Shahid und der vielbeschäftigte Schlagzeuger Hamid Drake. Murray besticht am Tenorsaxofon wie an der Bassklarinette durch seinen Sound und seine profunde Technik, die ebenso wie seine gelegentlichen freien Ausbrüche kein Selbstzweck ist, sondern immer der Musik dient. Titel wie „Banished oder „Sacred Ground“ haben ein hymnisches Element, mit dem Murray John Coltrane sehr nahe steht, auch wenn sich sein Sound deutlich von diesem unterscheidet. Nicht zufällig heißt eines der Stücke ‚Murray’s Steps’ in Anlehnung an Coltrane’s ‚Giant Steps’. Murray lebt seit Jahren in Paris, ist sich aber des aktuellen Stands der Rassenproblematik in USA sehr bewusst, die auch im Jazz noch immer eine größere Rolle spielt, als in Europa zumeist wahrgenommen wird. Diese exzellenten Aufnahmen erläutern Murrays Konzept von Jazz als Black Music viel eindrucksvoller und sympathischer als seine Interviews, in denen er oft radikal dogmatisch, wenn nicht rassistisch wirkt.
Hans-Bernd Kittlaus 01.01.09