Aaron Goldberg
The Now
Sunnyside SSC 1402
Mit dem CD-Titel „The Now“ nimmt Pianist Aaron Goldberg Bezug auf die Situation des Jazz-Musikers, der immer im Hier und Jetzt agiert: „Jede Note, die Du hörst, wäre anders, wenn sie eine Sekunde später aufgenommen worden wäre“. Angesichts dieses Anspruchs wirken die ersten Takte von „Trocando Em Miudos“ dann überraschend auskomponiert, doch dieser Eindruck verfliegt schnell, wenn Goldberg mit Bassist Reuben Rogers und Schlagzeuger Eric Harland zur Gruppenimprovisation abhebt. Man spürt das blinde Verständnis, das die drei im Laufe ihrer mehr als zehnjährigen Zusammenarbeit entwickelt haben. Rogers und Harland spielen auch seit einiger Zeit im Quartett von Charles Lloyd zusammen. Einige der zehn Eigenkompositionen sind lateinamerikanisch angehaucht, etwa „Yoyo“ und „Triste Baia da Guanabara“. In „The Wind in the Night“ hingegen stellt Goldberg ganz ruhig die Schönheit der Melodie in den Raum, bevor es in „E-Land“ sehr rhythmusbetont zur Sache geht. Auf „One Life“ hat Gitarrist Kurt Rosenwinkel einen Gastauftritt, dessen E-Gitarren-Sound nicht so recht zum Rest der CD passen will. „Background Music“ ist offenbar ironisch betitelt, denn der schnelle, nervöse Titel ist alles andere als Hintergrundmusik. „One’s a Crowd“ erweist sich als Highlight der CD, zeigt der Titel doch exemplarisch die enorme Intensität des Zusammenspiels, die solistischen Qualitäten und den inspirierten Ideenreichtum der Protagonisten. Verblüffend wie lebendig die so oft totgesagte Formation des Klaviertrios in den Händen dieser drei Meister daherkommt.
Hans-Bernd Kittlaus 04.02.15