Jazz an einem Herbstabend
Der traditionsreiche Jazzklub Krefeld konnte in diesem Jahr das 30-jährige Jubiläum seines Festivals „Jazz an einem Sommerabend“ mit einem attraktiven Programm begehen. Allerdings fand die Jubiläumsausgabe wegen der Fußballweltmeisterschaft nicht zum gewohnten Termin Ende Juni statt, sondern Anfang September. So wurde es trotz eines schönen Tages im Laufe des Abends auf dem Vorplatz der stimmungsvoll beleuchteten Burg Linn ein wenig kühl. Doch die gute Musik ließ das Publikum trotzdem ausharren.
Louis Sclavis und sein Atlas Trio begannen den Abend mit energiegeladener Entschlossenheit. Über teilweise recht rockigen Tönen von Gitarrist Gilles Coronado und Keyboarder Benjamin Moussay blies Sclavis gewohnt virtuos sowohl auf den Klarinetten als auch auf dem Sopransaxofon. Der Kölner Bassist Robert Landfermann erhielt vom Krefelder Festival die Möglichkeit, eine besondere Band zu präsentieren, in der er die beiden Saxofonisten Sebastian Gille und Christian Weidner zusammenbrachte mit dem renommierten New Yorker Schlagzeuger Jim Black und Elias Stemeseder, dem jungen Salzburger Pianisten, der schon seit 2008 in Black’s Trio spielt. Dabei kam ein spannender Avantgarde Set heraus, in das Stameseder ein Blues Feeling einbrachte, das der Musik einen amerikanischen Touch gab. Gille hauchte und schrie in sein Tenorsaxofon mit der ihm eigenen Intensität, Weidner bestach mit abstrakten Linien, Jim Black trommelte mit immenser Variablität und Feinfühligkeit. Robert Landfermann ließ sich zu längeren Solos voller melodischer Schönheit und Ausdrucksstärke inspirieren. Nach diesem Highlight war das Publikum enttäuscht, nicht den angekündigten David Virelles mit seinem New Yorker Trio erleben zu können, da der seine Europa-Tournee zwei Tage zuvor abgesagt hatte. Dafür sprang Pianist Colin Vallon kurzfristig ein. Der sympathische junge Schweizer spielte sein Solo-Programm im klassischen ECM Sound sehr melodisch. Das wirkte nach dem vorherigen Feuerwerk auf die Dauer etwas langweilig. Erst am Ende seines Sets wurde sein Spiel in einem bulgarischen Volkslied zupackender und interessanter. Das Programm endete mit einem starken Höhepunkt, der das Publikum die einsetzende Kälte vergessen ließ. Pianist Michael Wollny spielte im Duo mit dem norwegischen Tenorsaxofonisten Marius Neset geradezu entfesselt. Dieser energiegeladene Dialog zweier Virtuosen gipfelte in besonders gelungenen Versionen von Wollny’s „Walpurgisnacht“ und Neset’s „Sane“.
Der Jazzklub Krefeld um seine Vorsitzende Martina Heffels konnte sich über ein gelungenes Jubiläumsfestival mit gutem Publikumszuspruch freuen. Die Kombination aus jährlichem Festival und ganzjährigem engagiertem Klubprogramm hat sich in Krefeld bewährt.
Hans-Bernd Kittlaus 15.09.14