Jason Moran
Same Mother
Blue Note 7243 5 71780 2 0V
Selten war sich die Jazz-Kritik so einig in der Beurteilung eines jungen Musikers. Jason Moran wird mit Anfang 30 als wichtigster Pianist seiner Generation betrachtet. Einem breiteren Publikum wurde er Ende der 90er Jahre durch seine Zugehörigkeit zu Greg Osbys Gruppe bekannt. Seitdem konnte er mehrere hochgerühmte CDs unter eigenem Namen auf Blue Note vorlegen, zuletzt eine Live-Aufnahme seines Trios „The Bandwagon“ mit Bassist Tarus Mateen und Schlagzeuger Nasheet Waits. Im Jahr 2004 wirkte er im Trio mit Drummer Jack deJohnette auf Don Byrons „Ivey-divey“ (Blue Note) mit, die gerade von den Kritikern der amerikanischen Jazz Times zur CD des Jahres gewählt wurde. Auf der vorliegenden CD erweitert Moran sein Trio um den Gitarristen Marvin Sewell, der zuvor großen Anteil an Cassandra Wilsons erfolgreicher Verbindung von Jazz und Südstaaten-Blues hatte. Die Idee wird hier weiterentwickelt, aber mit anderer Note, quasi als Blues für Intellektuelle. Dieser scheinbare Widerspruch zerschmilzt zu einem homogenen Ganzen aus Avantgarde und Tradition, aus Intellekt und Emotion, daher auch der Titel „Same Mother“. Das Quartett nutzt dazu ganz unterschiedliche Kompositionen von Albert Kings ‚I’ll Play the Blues For You“ über Mal Waldrons „Fire Waltz“ bis zu zwei neuen Kompositionen Morans in seiner Gangsterism-Serie, die vom Maler Jean-Michel Basquiat inspiriert ist. Mit „Same Mother“ hat Jason Moran alle Chancen, auch auf den Bestenlisten des Jahres 2005 ganz oben zu stehen.
Hans-Bernd Kittlaus 25.02.05