Paul Motian & Chris Potter & Jason Moran
Lost in a dream
ECM 2128
Altmeister Paul Motian meidet inzwischen Tourneen, aber an seinem Wohnort New York ist er regelmäßig auch live zu erleben, hier im Februar 2009 im Village Vanguard. Das Programm besteht aus zehn Titeln, bis auf Irving Berlins „Be careful it’s my heart“ allesamt Eigenkompositionen Motians, die zumeist eine elliptische Struktur haben. Während Motians neuere Kompositionen eher elegische Stimmung hervorrufen, sind seine älteren häufig lebendiger. Als Schlagzeuger lässt Motian viel Raum für seine beiden exzellenten Trio-Partner und stellt sich nur selten als Solist in den Vordergrund wie hier in „Abacus“. Tenorsaxofonist Potter zeigt wieder einmal seine Geistesverwandschaft mit Motian in seinen gefühlvollen Solos mit seiner hymnischen Interpretation von „Blue midnight“ als besonderem Höhepunkt. Pianist Moran ist neu in Motians Welt, aber erweist sich als höchst kompatibel sowohl als kongenialer Begleiter für Potters solistische Höhenflüge wie auch mit dem richtigen Maß zwischen Abstraktion und Gefühl in seinen Solos. In der zweiten Hälfte der CD wird die Musik lebhafter und freier, so etwa in „Drum Music“ mit wilden Solos aller drei Musiker, bevor „Cathedral Song“ sie zu einem elegisch zurückhaltenden Abschluss führt. Mit weniger fähigen Musikern können Motians neuere Kompositionen leicht zu einem langweilig düsteren Einerlei werden, doch mit Meistern wie Potter und Moran bilden sie eine gute Basis für spannende Explorationen.
Hans-Bernd Kittlaus 23.03.10