Gregory Porter: Nat King Cole and Me

Gregory Porter
Nat King Cole and Me
Blue Note

Schon die ersten Töne dieser CD irritieren. Es beginnt mit einem mehr als üppigen Streicher-Arrangement. Und wenn Gregory Porter dazu „Mona Lisa“ intoniert, klingt er aus der Zeit gefallen, zuerst fast wie Nat King Cole, am Ende mehr wie Mario Lanza bei seinen Pop-Ausflügen. Dies ist ein Nostalgie-Werk, einerseits eine Herzensangelegenheit Porters, der von Kindheit an ein sehr emotionales Verhältnis zu Cole und seiner Musik hatte, andererseits ein Marketing Coup, der die Bühne bereitet für lukrative Auftritte mit Symphonieorchestern in Verbindung mit Cole’s 100-stem Geburtstag im März 2019. Musikalisch sind nur wenige Songs überzeugend, vor allem die in kleiner Besetzung ohne Streicher aufgenommenen. In “L-O-V-E“ können Pianist Christian Sands, Bassist Reuben Rogers und Schlagzeuger Ulysses Owens kräftig losswingen, Terence Blanchard bläst seine Trompete dazu mit Verve. Unter den drei Extra Songs der Deluxe Version der CD ist ein verblüffend gutes “Sweet Lorraine“, eigentlich ein kitschiger Song, den Porter mit Hilfe seiner Band in ein gefühlvolles Kleinod verwandelt. Die Arrangements von Vince Mendoza, eingespielt vom London Symphony Orchestra, dominieren den größten Teil der CD. Sie reichen von einem ansprechenden “Pick Yourself Up“, bei dem das Orchester in einer begleitenden Rolle bleibt, bis zu einem grauenvoll zugerichteten “Miss Otis Regrets“. Der Pressetext spricht von kinematografischen Arrangements, sehr treffend wenn man dabei an erschlagende über-dramatische Filmmusik denkt. Porter hat sich hier in die 1950er Jahre beamen lassen. Er hat nicht die Nonchalance, mit der Nat King Cole auch die schlimmsten Schmachtsongs noch erträglich machte. Aber mit seiner wunderschönen Stimme schafft er es doch, einige der 12 Songs (15 in der Deluxe Version) hörenswert zu machen. Allerdings wird diese CD nicht allen seinen Fans gefallen.

Hans-Bernd Kittlaus 01.10.17