Vibes: Wolfgang Schlüter / Bauer Kündgen

Wolfgang Schlüter + Boris Netsvetaev
Breathing As One
Skip SKP 9133

Bauer Kündgen Duo
Some Other Dances
phonector 100882

Das Vibraphon gehört schon seit den 1930er Jahren zum Jazz, als Lionel Hampton und Red Norvo es einführten. Doch die Zahl der Vibraphonisten ist immer überschaubar geblieben. In Deutschland steht Wolfgang Schlüter seit Jahrzehnten in der ersten Reihe, der auch lange Zeit in der NDR Big Band spielte und mit einem ECHO und dem Albert Mangelsdorff Preis ausgezeichnet wurde. Jetzt hat er im Duo mit seinem langjährigen Pianisten Boris Netsvetaev eine intime Aufnahme vorgelegt, die die enge Verbundenheit der beiden widerspiegelt. Das Programm besteht überwiegend aus Eigenkompositionen, die Schlüter sehr melodisch interpretiert. Netsvetaev begleitet nicht nur kongenial, sondern setzt auch gelungene solistische Höhepunkte, so etwa gleich im ersten Stück “Blues for Michael“, das Schlüter schwungvoll und inspiriert einleitet, oder in “Julchens Dilemma“. Es wechseln sich Balladen und schnellere Stücke wie Tadd Dameron’s “Hot House“ ab, doch unabhängig vom Tempo besticht vor allem das harmonische Zusammenspiel des Duos. Ein ähnliches Konzept verfolgen auch Harald Kündgen und Franz Bauer, allerdings in der Kombination Vibraphon – Marimba, die jeweils beide spielen. Die Aufnahme, die die beiden selbst gemacht haben, fasziniert durch die exzellente Klangqualität, die das gewaltige Obertonspektrum des Vibraphons wie auch die warmen Holztöne der Marimba miterleben lässt, als stände man direkt daneben. Diesen Wohlklang zelebrieren Bauer und Kündgen bei überwiegend mittleren bis langsamen Tempi in fünf Eigenkompositionen, aber auch in den Standards “How deep is the ocean“ und “Night in Tunisia“. Erfreulich, dass beide Aufnahmen das Potential des Vibraphons als zeitgenössischem Jazz-Instrument eindrücklich demonstrieren!

Hans-Bernd Kittlaus 25.09.16