Roy Hargrove
Nothing Serious
Verve / Universal
Ursprünglich sollten diese beiden CDs als eine Doppel-CD unter dem Titel ‚Reflections and Distractions‘ erscheinen. Erst in letzter Minute entschloss sich Verve, die CDs getrennt zu veröffentlichen. Diese Kritik war für die Doppel-CD geschrieben:
Das musikalische und wohl auch private Leben von Roy Hargrove war in den letzten Jahren mehr von Distractions als von Reflections bestimmt. Schon äußerlich wandelte sich der früher so brav und konservativ wirkende Trompeter, gerade Mitte 30, zum Rasta Man. Musikalisch beschäftigte er sich mehr mit seiner Hip Hop Gruppe RH Factor als mit seinem klassischen Jazz Quintett. Die vorliegende Doppel-CD versucht nun, diese beiden Welten des Roy Hargrove zusammen zu fügen. CD1 bietet das Quintett in neuer Besetzung mit Pianist Ronnie Mathews, Bassist Dwayne Burno und Altsaxofonist Justin Robinson sowie dem altgedienten Willie Jones III am Schlagzeug. Bei drei Titeln wirkt Posaunist Slide Hampton mit. Hargrove demonstriert eindrucksvoll, dass er den klassischen Hardbop noch immer exzellent beherrscht. Die Band wirkt frisch und inspiriert. CD2 kommt mit der pop-typisch mageren Spielzeit von 38 Minuten daher. RH Factor liefert darauf elektronisch unterlegten Hip Hop Sound mit gelegentlichen Jazz-Elementen, für die unter anderem Tenorsaxofonist David Fathead Newman sorgt, und dem definitiv nicht jazzigen Gesang von Renee Neufville. Die beiden Bands bzw. CDs dürften komplett unterschiedliche Hörergruppen ansprechen. Ob die Marketing-Idee des Zusammenzwingens mittels einer Doppel-CD funktioniert, muss bezweifelt werden.
Hans-Bernd Kittlaus 17.01.06