Frank Kimbrough
Solstice
Pirouet PIT 3097
Der New Yorker Pianist Frank Kimbrough zählt seit Jahrzehnten zu den Säulen der New York Jazz-Szene, nicht nur als langjähriges Mitglied von Maria Schneiders oft preisgekröntem Orchester und als Gründungsmitglied des Jazz Composers Collective, sondern auch mit zahlreichen Aufnahmen unter eigenem Namen. Außerdem gehört er zu den renommiertesten Klavierlehrern, unter anderem an der Juilliard School. Als Vorbilder nennt er u.a. Herbie Nichols, Andrew Hill, Paul Bley, Keith Jarrett und Bill Evans. Sein Stil als Pianist hatte immer ein europäisches Element im Sinne einer besonderen, an die europäische Klassik angelehnten Melodie-Orientierung. Letzteres prägt auch “Solstice“, eine überwiegend kammermusikalisch gestaltete Trio-Einspielung mit Bassist Jay Anderson and Schlagzeuger Jeff Hirshfield. Gleich im ersten Titel, Carla Bley’s “Seven“, macht Kimbrough jeden Ton zum Fest. “Here comes the honey man“ aus Gershwin’s Porgy & Bess ist eine ungewöhnliche Wahl für ein Klaviertrio, die aber voll aufgeht. Von den neun Titeln ist nur das schöne “Question’s the answer“ eine Eigenkomposition Kimbroughs. Weitere Highlights kommen mit Andrew Hill’s “From California with love“ und Maria Schneider’s “Walking by flashlight“. Insgesamt eine gelungene Aufnahme eines Pianisten zwischen Intellekt und Romantik, die es umso bedauerlicher macht, dass Pirouet angekündigt hat, nach dieser CD bis auf Weiteres keine neuen CDs zu veröffentlichen.
Hans-Bernd Kittlaus 01.11.16