Lea DeLaria
Double Standards
Warner 9362-48274-2
Lea DeLaria ist in den USA primär als ‘Kike Comedienne’ bekannt, d.h. als offensiv lesbische Komikerin, also als amerikanisches Gegenstück zu Hella von Sinnen mit schwarzen Haaren. Mit dem Überraschungserfolg ihrer Debut-CD ‚Play It Cool’ (Warner) vor zwei Jahren bewies sie, dass sie auch singen kann. Ihre Stärke ist die typisch amerikanische Mischung aus Jazz und Entertainment, die sie auf der ersten CD anhand von Broadway Songs überzeugend vorführte. Auf der vorliegenden zweiten CD will sie unglücklicherweise zeigen, dass sie sanfte Pop-Balladen interpretieren kann, und das schlägt fehl. Zum einen fehlt ihrer Stimme die emotionale Tiefe und Ausdrucksstärke, zum zweiten haben die Songs von Neil Youngs ‚Philadelphia’ bis Debby Harrys ‚Call Me’ nicht genügend inherente musikalische Substanz, und zum dritten gerieten die Arrangement von Gil Goldstein zu gleichförmig. Da können dann auch fähige Musiker wie Bassist Christian McBride, Drummer Bill Stewart oder Saxofonist Seamus Blake nichts mehr retten.
Hans-Bernd Kittlaus 26.11.2003