Tia Fuller: Angelic Warrior, Mack Avenue MAC1068

Tia Fuller

Angelic Warrior

Mack Avenue MAC1068

Die CD beginnt mit einem furiosen Einstieg des Trios mit Pianistin Shamie Royston, Bassist John Pattitucci und Schlagzeuger Rudy Royston, treffend betitelt mit „Royston Rumble“, bevor Tia Fuller ein expressives Solo am Sopransaxofon darüber legt. Der Hörer freut sich auf eine vergnügliche Stunde mit dieser Band, doch leider hinterlassen die fünf Jahre, die Tia Fuller in der Band der Pop-Sängerin Beyoncé verbracht hat, Spuren. So bleibt „Lil Les“ ebenso poppig seicht wie „Descend to Barbados“. Gelungen hingegen der Standard „So In Love“ mit einem gegen den Strich gebürsteten Rhythmus von Terri Lyne Carrington und wohlgesetzten Bassklängen Pattituccis unter dem mitreißenden Solo Fullers. „Taylor Made“ kommt recht funky daher, während „Body and Soul“ im klassischen Jazz-Gewand für Sängerin Dianne Reeves als Gast arrangiert ist. Das kurze „Core of Me“ nutzt Tia Fuller für ein gefühlvolles melodisches Solo am Altsaxofon, bevor sie locker über Mimi Jones’ Bass in „Simplicity“ swingt. Die Qualität der an dieser CD beteiligten Musiker ist über jeden Zweifel erhaben, aber der dem Pop-Bereich entlehnte minutiös durchgeplante Produktionsansatz dürfte Jazz-Hörer doch gewaltig irritieren. Symptomatisch ist dafür das alte Schlachtross „Cherokee“, bei dem Tia Fuller ihr fulminantes Solo mit einem Schlagzeugrhythmus unterlegen lässt, der eher an eine Drum Machine auf Maximalgeschwindigkeit erinnert. Bleibt die kommerziell interessante Frage, ob Pop-Hörer sich in größerer Zahl von dieser CD auf jazziges Gelände locken lassen.

Hans-Bernd Kittlaus 28.10.12