Andy Haderer & Matthias Schriefl
2 generations of trumpets – live im Stadtgarten
CMO 600040
Ob in seinen eigenen Formationen oder als Solist mit der WDR Big Band, mit Ali Haurands European Jazz Ensemble, mit Charlie Mariano oder Tom Gäbel – Matthias Schriefl hat in den letzten Jahren die deutsche, insbesondere die Kölner Jazz Szene bereichert. Der Absolvent der Kölner Musikhochschule hat mit seinen ersten CD-Veröffentlichungen lang gewartet. Jetzt, mit 26, bringt er gleich zwei Produktionen heraus. Die Live-Aufnahme des Quintetts mit Andy Haderer, dem ersten Trompeter der WDR Big Band, zeigt die Mainstream-Seite von Schriefl sowohl als Komponist und Arrangeur als auch an Trompete, Flügelhorn und Baritonhorn. Komplettiert wird die Gruppe von Hubert Nuß am Piano, Ingmar Heller am Bass und Hans Dekker am Schlagzeug, die für den rechten Swing sorgen. Haderer und Schriefl betrachten das Zusammenspiel nicht als Wettkampf, sondern inspirieren sich und die Gruppe freundschaftlich zu Höchstleistungen. Höhepunkte sind die Schriefl-Kompositionen „die fliege“ und „count hartz“ sowie Andy Haderers Arrangement über „blue silver“ zu Ehren seines Idols Blue Mitchell. Eine andere von Schriefls Formationen ist shreefpunk, die definitiv keinen Mainstream bietet, sondern eine wilde Mischung aus unterschiedlichen Einflüssen von Jazz über Pop bis Punk und neuer Musik. Vor allem in der Kombination mit einem Streicher-Quartett spielt Schriefl seine beachtlichen Talente als Komponist und Arrangeur aus. Bei „Ozonloch, I hob no koans gseng!“ spielt nicht nur der Titel auf seine Allgäuer Heimat an, auch der Titel „Aua!“ ist musikalisch nachvollziehbar. Beides sind Beispiele für Schriefls Humor, der bei aller Strenge der Arrangements auch musikalisch immer wieder durchbricht. Insgesamt ist shreefpunk nicht so eingängig und leicht verdaulich wie die Live-CD, aber eine würdige neue Folge in der verdienstvollen Young German Jazz Reihe von ACT.
Hans-Bernd Kittlaus 30.01.07